Donnerstag, 6. Juni 2013

Neues von der Vogelfront

Hat das jemand mitgekriegt? Den Kommentar unter meinem Eintrag "Wir wir einen Vogel bekamen"? Hier ist ja kaum zu erkennen, wenn jemand kommentiert hat, darum wird es den Meisten entgangen sein.

Das liebt jeder: Aus der Anonymität heraus angepflaumt zu werden. Ein Name würde mich nun auch nicht gerade auf die Spur der Schreiberin bringen, es sähe aber trotzdem weniger feige aus.

Damit nun keiner hier herumwühlen muss, hol ich den Text mal rauf:

Was Sie da mit den Vögeln veranstalten, ist Tierquälerei. Mag sein, dass Sie es nicht besser wissen, aber man kann sich informieren.
Der Käfig ist viel zu klein, Vögel MÜSSEN richtig und ausgiebig fliegen können. Das können sie nur im Freiflug oder einen großen Voliere.
Dass die Vögel sich gegenseitig "bekriegen" und "zanken" ist keineswegs lustig sondern ernst und ein Zeichen, dass sie sich so nicht wohlfühlen und falsche Bedingungen herrschen bei Ihnen!
Bitte tuen sie den Vögeln etwas Gutes und geben Sie sie in fachkundige Hände (Fachleute, Vogelpark/Zoo etc. Kann man übers Telefonbuch oder Internet (z.B. Google) herausfinden. Oder lassen Sie sich wenigstens von Fachleuten beraten und ändern die Lebensbedingungen der armen Vögel! Kein Wesen hat es verdient so be(miss)handelt zu werden. Möchten SIE so leben???
Mit traurigen Grüßen...
Ich möchte Sie nicht anprangern oder angreifen aber: BITTE quälen sie die armen Vögel nicht weiter so!!!


Wir gehören nun gar nicht zu den Leuten, die sich nicht informieren. Besonders in den Zeiten des Internets stellt einen das auch nicht gerade vor unüberwindliche Hürden. (Allerdings muss man damit leben, dass sich die Informanten nicht immer einig sind.)

Wie groß der Käfig ist, hatte ich gar nicht geschrieben, gebe aber zu, dass er auf so einem Foto ohne Größenvergleich schwer zu schätzen ist. Die Maße betragen 87 x 46 x 70cm. Die Mindestanforderungen sind 80 x 40 x 50cm. Man hält den Käfig für kleiner, weil man nicht mit der Höhe von 70 Zentimetern rechnet, da wirkt er dann tatsächlich kaum größer als diese unsäglichen Vogelbauer, in denen man früher einen einsamen Wellensittich hielt.

Mindestanforderungen sind eben nur "mindest", selbstverständlich ist größer in diesem Fall auch besser. Und dazu beziehen sich diese Maße auf ein Finkenpärchen. Wir hatten ja nun schon eineinhalb, und das konnte so auch nicht bleiben, weil die arme Sandy sich fühlte wie das dritte Rad am Karren. Aber wie die Kommentatorin auf die Idee kommt, ich hätte das Mobben lustig gefunden, weiß ich auch nicht. Um Sandy zu unterstützen, hatten wir ihr da schon längst einen jungen Herren besorgt, damit sie nicht allein sei.

Der junge Herr heißt Fiete und lässt sich gut von Karlchen unterscheiden, er ist im Ganzen dunkler als dieser. Zum Glück sehen sich Zebrafinken denn doch nicht alle zum Verwechseln ähnlich.

Im ersten Moment war Sandy ganz angetan. Sofort setzte sie sich dicht neben den Neuen, sah ihn an und bewunderte ihn. Und was tat Emma? Genau dasselbe!! Setzte sich auf Fietes andere Seite und flirtete! Karlchen setzte sich auf eine andere Stange und guckte völlig verstört in die Gegend: Was für eine treulose Tomate. Das hätte er ja nicht von ihr gedacht.

Na, dann musste er sich den komischen Kerl doch mal genauer ansehen. Eine Weile benahm Kalle sich ja noch halbwegs neutral, aber dann machte Fiete einen fatalen Fehler - er flog in die Nisthöhle, in der Karlchen und Emma zu schlafen pflegten. KRIIIEG!!! Wütend haute der Hausherr den Neuen da raus, und nun war leider erst einmal die kaum begonnende Beziehung zerrüttet. Fiete wurde verfolgt und gemobbt. Er durfte sich nirgendwo hinsetzen, schon kam Kalle und setzte sich genau auf dieselbe Stelle, und Fiete flüchtete. Das war schwer mit anzusehen. Ich dachte mir aber, dass sich das entweder legte, oder wir müssten Sandy und Fiete an irgend jemand anderen abgeben. So ein, zwei Tage lang war ich ziemlich verzweifelt über das Theater im Vogelkäfig. Das Tollste war ja auch: Plötzlich wandte sich auch Sandy gegen den Neuen! Vorher war sie die Gemobbte gewesen, aber weil es jetzt ein anderes Opfer gab, rückte sie wieder auf in der Hierarchie und verortete sich bei ihrer Schwester Emma samt Gespons.

(Keineswegs "bekriegten" sich die Vögel, weil sie so tierquälerisch gehalten wurden, sondern weil sie ein paar Tage lang ihre Rangfolge klären mussten. Das geht bei denen nicht über demokratische Verhandlungen am runden Tisch.)

Wir hatten drei schöne Schlafhöhlen im Käfig angebracht, weil auch welche in Karlchens altem Zuhause gewesen waren. (Erst einige Tage später erfuhren wir, dass das gar nicht so gut ist.) Emma und er schliefen in dem größten, und anfangs saß Sandy abends davor und heulte, weil sie nicht mit hinein durfte. Erst als Fiete da war, kam sie auf die glorreiche Idee, sich einfach eine andere der Nisthöhlen auszusuchen. Da schlief sie dann alleine. Nun hockte Fiete abends da und piepte traurig - und ignorierte seinerseits das dritte Bett! Möglicherweise traute er sich auch einfach nicht, weil schon der erste Versuch so schlimm daneben gegangen war.

Ich sah dann, dass Fiete eine langfristige Strategie verfolgte: Er setzte sich immer mal wieder für ein paar Sekunden auf den Rand der Nisthöhle, hüpfte dann gleich wieder herunter, blieb aber immer etwas länger. Der kleine Schlauberger wollte die anderen an die Tatsache gewöhnen! Und das gelang ihm auch. Nach einigen Tagen eroberte er sich so die dritte Höhle ohne auf Protest zu stoßen.

So machte er es auch mit dem Baden. Erst durfte er ja nicht. Als die anderen drei Vögel mal am gegenüberliegenden Käfigende beschäftigt waren, flitzte er leise in die Badestube - und stand da ganz still! Vermied jedes Planschen. Mittlerweile baden sie alle nacheinander ohne Diskriminierung.

Karlchen benahm sich ja wie der Kleine König Kalle Unwirsch, bloß muss man sagen: Es war hauptsächlich große Klappe. Nicht besonders viel dahinter. Wenn sich Fiete nämlich wirklich mal wehrte, haute Karlchen ab und setzte sich sofort besiegt auf eine entfernte Stange. Ich erinnere mich noch an die Sache mit der roten Hirse: Wir hatten den Hirsekolben vorausschauend in der Mitte geteilt und an zwei verschiedenen Stellen aufgehängt, damit Fiete auch etwas abbekam. Er wollte auch gerade essen, da kam Kalle, um ihn zu vertreiben. Aber nicht von der guten Hirse!! Fiete stieß ihm empört mit dem Schnabel mitten vor die Brust - und Kalle haute blitzartig ab. Und widmete sich friedlich dem anderen Teil des Hirsekolbens. Wirklich wahr, der geringste Widerstand, und er gab klein bei. Trotzdem ließ Fiete sich tagelang tyrannisieren.

Und alles löste sich in Wohlgefallen auf. Sandy und Fiete wurden ein Paar, jedenfalls durfte er in derselben Nisthöhle schlafen. Er durfte auch freundschaftlich neben Kalle Unwirsch auf der Stange sitzen. Emma hatte sich nach den ersten Flirtversuchen übrigens doch wieder für Karlchen entschieden, war ja nur eine Probe, ob sich nicht doch etwas Besseres findet...

Das war wirklich ganz großes Kino da im Vogelheim!

So genau werde ich das in Zukunft leider nicht mehr beobachten können. Wir haben nämlich eine Voliere gekauft - wenn diese Bezeichnung mal nicht zu anmaßend ist - und ich schreib jetzt hier die Maße hin:

154 x 49 x 113 Zentimeter.

Also, das Ding ist eineinhalb Meter lang. Wir hätten auch noch etwas Größeres genommen, aber dafür hätte der Lg seinen Wohnzimmerschrank rauswerfen müssen. (Von mir aus gern, ist ja nicht meine Wohnung, aber dem Gedanken konnte er nichts abgewinnen.)

Dafür haben wir der armen Katze ihren Katzbaum weggenommen und ihn gegen einen kleineren ersetzt, der jetzt da steht, wo vorher der Vogelkäfig war. Die Voliere ist nun, von meinem Sofa-Stammplatz aus gesehen, an der gegenüberliegenden Zimmerwand. Ich erkenn das jetzt leider nicht mehr so gut.

Unsere Vögel waren erst ganz still und bedröppelt, als sie plötzlich in der neuen Umgebung saßen. So viel Licht und Luft um sich herum sind die gar nicht gewohnt. In dem alten Käfig waren sie immerzu am Schwatzen und Zwitschern. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, dann kennen sie es gar nicht mehr anders. Die Nisthöhlen haben wir jetzt weggelassen, stattdessen haben sie ein Schlafbrettchen. Wir wollen ja nicht, dass sich Emma und Sandy vor lauter Eierlegen völlig verausgaben; ganz zu Anfang hatten wir das aber nicht gewusst. Wir mussten uns so hastig in das Thema Vogelhaltung einlesen, dass wir zuerst noch Einzelheiten übersahen.

So, nun kommen auch mal wieder Bilder nach der langen Bleiwüste hier. Zuerst die Voliere:


 photo Vogel52.jpg

Sieht etwas kahl aus, aber wir wollten ihnen den freien Flugweg nicht verbauen. Ihr Karussell hängt drin und auch eine Schaukel, die ebenfalls gern angenommen wird. Und weil die Umgebung neu und unheimlich war, sind die Vier jetzt wirklich Freunde geworden, die zusammenhalten müssen.

Da sind sie. Von links nach rechts:

Emma, Sandy, Kalle, Fiete.

 photo Vogel51.jpg







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