Dienstag, 6. September 2011

Tölekommunikation


Es muss wohl an den ca. 15.000 Jahren liegen, in denen Mensch und Hund zusammen leben, dass die Verständigung so leicht ist. Die Viecher scheinen mit einem Sprachzentrum im Hirn geboren zu werden, das sich blitzschnell aktivieren lässt.

Anni war erst etwa zwei Wochen bei mir, als mein LG an der Tür klingelte, um uns abzuholen. "Da kommt Ecki!" sagte ich zum Hund. Und sie – flitzte zu ihrem Napf und guckte aufgeregt hinein.

Da hatte sie die ähnlich klingenden Wörter "Essen" und "Ecki" verwechselt – was natürlich leicht mal passiert, wenn man eine Fremdsprache lernt. Weiß jeder aus eigener Erfahrung. Immerhin erkannte ich daran, dass ihr das Wort Essen schon geläufig war, dabei hatte ich es noch gar nicht oft verwendet. Mir scheint, das war ihr zweites Menschenwort. Das erste war "Nein!".

Danach aber verstand sie "Ecki kommt!" sofort. Sie gerät dann unter große Spannung und starrt aufgeregt in der Gegend herum, um ihn zu suchen. Beim ersten Mal redete ich noch im Futur. Wir standen vor unserem Haus auf der Straße und warteten, dass mein LG uns abholte. (Das macht er oft, wenn er seinen letzten Frühdienst hatte. Er fährt morgens mit dem Auto zur Arbeit und sammelt uns auf dem Rückweg ein.)

Anni wusste nicht, warum wir da blöd rumstanden, also versuchte ich, ihr zu sagen, dass Ecki gleich kommen würde. Und sie – sprang sofort freudig den Mann an, der zufällig an uns vorbei ging! Ja klar, man kann einem Tier nichts über die Zukunft erzählen. Die leben im Hier und Jetzt wie die Zen-Mönche.

Darum warte ich jetzt immer mit dieser Aussage, bis der LG so dicht dran ist, dass sie ihn wirklich sehen kann. Oder auch wenn er das Treppenhaus betritt. Mittlerweile kennt Anni auch das Auto am Fahrgeräusch. Wenn wir in der Wohnung meines LG sind und er nach Hause kommt, hört sie ihn auf den Hof fahren und parken. Dann rennt sie schon mal in heller Aufregung in den Flur.

Vor kurzer Zeit waren wir bei mir zu Hause, als der Paketbote kam. Das hatte Anni noch nie erlebt; der einzige Mann, der bei uns an die Tür kommt, ist ihr Freund Ecki. Ich öffnete also die Tür, und schon war sie draußen und sprang voller Begeisterung am Postboten hoch, wild wedelnd, und brachte sich fast um vor Freude. Bis sie so merkte, dass es jemand anders war! Man sollte denken, Hunde erkennen Leute am Geruch. Aber mir scheint, sie achtet erst einmal gar nicht drauf.

Zum Glück kläfft sie nicht. Das ist schon selten, dass ein Hund sich völlig still freut, wenn jemand zu Besuch kommt, aber Anni macht das so. Einem Kläffen am nächsten kommt ein leises Geräusch, das wie Husten bei geschlossenem Mund klingt. Das macht sie, wenn der Treppenhaus-Reiniger draußen vor unserer Tür herum murkst, oder gestern, als jemand im Haus hämmerte und bohrte. Aber wirklich, ich find's so wunderbar! Dass Löwchen keine Kläffer sind, war ja eines der ausschlaggebenden Kriterien, weshalb ich mich für diese Rasse entschieden habe. Hätte ja aber trotzdem sein können.

Es gibt Sätze, die hat sie sofort beim ersten Mal verstanden. Ich bin es  gewohnt, den Katzen etwas zu sagen, ohne Hoffnung, dass sie darauf reagieren. Da hab ich schon verdutzt geguckt, als ich zu Anni sagte: "Geh ins Bett", und die rennt prompt in ihren Laufstall und haut sich in ihr Bettchen. "Anni, hiiieeer!!" ist auch so ein Satz, sie kommt dann angeflitzt, besonders wenn ich mit dem Finger auf den Boden vor mir zeige. Bisher hörte sie schneller darauf als andere Hunde, die ich so miterlebe. Neulich waren wir wieder mal am Höltigbaum, und eine andere Hündin knurrte sie an und wollte nichts von Anni wissen. Die aber merkt das ja nie, wenn sie auf Ablehnung trifft. Unverdrossen versucht sie, Freundschaft zu schließen. Ich musste zwar dreimal rufen, aber dann kam sie doch und ließ die andere Hündin in Ruhe. Da hab ich schon andere Leute erlebt, die zehnmal und öfter nach ihrem Hund schreien, und der schert sich nicht drum.

"Geh weiter" hat sie auch sofort verstanden. Wenn sie auf einem sehr schmalen Trampelpfad vor mir her läuft und zu lange stehen bleibt. Man kann auch "Hü!" hinzufügen. (Idee meines LG.)

Um die Sache zu beschleunigen, kann man auch "Mach Pipi" bzw. Pupu sagen, sie bemüht sich dann.

"Das ist meins" versteht Anni auch. Dann geht es ums Essen, oder um meine geschenkten Plüschtiere, die auf der Sofa-Rückenlehne sitzen. Ich kann mich nur wundern, dass sie solche Aussagen offenbar beim ersten Mal schon kapiert!

Und "Ahoi!" Wenn wir nach Hause kommen, will Anni regelmäßig in die Wohnung laufen, während sie noch an der Leine ist. Wenn man sagt "Ahoi!" (die Leinen los) – dann kommt sie heran und lässt sich den Karabinerhaken vom Halsband nesteln.
Unsere Flexileine ist 5 Meter lang. Anni rennt manchmal los und vergisst, dass sie festhängt. Sag ich "Vorsicht!", wird sie sofort langsamer und erspart sich einen unangenehmen Ruck am Halsband. Wenn sie um einen Baum herumläuft, und sie hört "Anni – Leine!" dann kommt sie auf demselben Weg zurück und wickelt sich nicht um den Baumstamm.

Neulich gingen wir auf einem schmalen Fußweg, als uns ein Mann entgegen kam. "Anni, rechts ran" sagte ich. Prompt machte sie ein paar Schritte nach rechts, um den Mann vorbei zu lassen. (Da hört sie nicht immer gleich drauf, das war Glück.) Vielleicht erzählt der jetzt zu Hause: Da kommt eine mit nem Köter, der weiß wo links und rechts ist…!

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