Montag, 27. Februar 2012

Mein See-Hund, mein Heuler

Der Lg hat bei Ebay eine Ente gekauft, die jemand selbst gebastelt hat. Man kann sie per Fernsteuerung über den See schwimmen lassen genau wie ein Modellboot.

Um sie auszuprobieren, fuhren wir vorgestern in den Stadtpark. Dass der künstliche Teich im Winter abgelassen ist, auf dem im Sommer die Modellbootbauer ihre Werke schwimmen lassen, das dachten wir uns schon. Eis würde die gemauerte Umfassung sprengen. Aber es gibt ja noch einen echten See dort. Wir machten mit Anni einen Spaziergang am Ufer entlang, um eine geeignete Stelle zu finden, an der man die Ente zu Wasser lassen konnte.

Nun zeigte das Thermometer 9 Grad an, aber es berücksichtigt den Wind nicht. Der war sehr stark und sehr eisig, er drückte die Temperatur auf - gefühlt - eben über den Gefrierpunkt. Anni freute sich, dass sie mit anderen Hunden herumtoben konnte wie wild. Dafür musste ich sie natürlich von der Leine lassen, sonst kann sie nicht so richtig herumrennen. Rennen ist ihr das Liebste! (Abgesehen vom Essen!)

An einer Stelle des Ufers stand ein junges Paar, vor ihm hing ein Schwarm Lachmöwen in der Luft wie Kolibris vor den Blüten. Wir blieben kurz stehen. Die Möwen besannen sich und landeten im Wasser. Anni raste los, um mit den Möwen zu spielen, vergaß alles - und galoppierte in den See!

Nur ihr Kopf war noch zu erkennen. Anni war bisher immer bloß an flachen Ufern, höchstens bis an den Bauch im Wasser. Mich packte die Panik! "Anni, du beklopptes Vieh!!!!" schrie ich voller Entsetzen. (Der Schreck diktierte die grobe Wortwahl.) "Komm da raus!!" Weiß man denn, ob der Hund schwimmen kann?? Muss ich ins eisige Nass und ihn retten?

Anni blickte sich um - und war im Nu wieder an Land. Sie rannte auf mich zu. Da blieb sie stehen, patschnass. Der eisige Wind erfasste sie.

Und plötzlich fing Anni an zu schreien, zu kreischen, dass es im Umkreis von Kilometern zu hören war und sich einem die Haare sträubten! Sie schrie immer weiter und hörte nicht auf. Weil sie ein bisschen humpelig ging, untersuchte ich schnell ihre Pfoten, aber dort waren weder Scherben noch Steinchen. Ich drückte das Wasser aus ihrem Beinfell und nahm sie auf den Arm.

Da war endlich Stille!

Ich versuchte, Anni so gut es ging vor dem Wind zu schützen und sie zu wärmen. Nun war nicht mehr daran zu denken, mit der Fernlenk-Ente zu spielen - wir beeilten uns, zum weit entfernt geparkten Auto zu kommen.Schon nach wenigen Minuten strampelte Anni und wollte lieber auf eigenen Pfoten weiter, aber da hatte meine Jacke das meiste Wasser aus ihrem Pelz auch schon aufgesaugt.

Später waren wir uns uneins, weshalb Anni so laut geschrien hatte.

Der Lg meint, sie hätte sich erschrocken, weil sie sich plötzlich im Wasser fand. Zwar war sie sehr schnell wieder draußen, aber dann kam der Schock verspätet und ließ sie vor Schreck schreien.

Ich kann mir das, ehrlich gesagt, nicht so richtig vorstellen. Menschen kriegen einen nachträglichen Schock, weil sie darüber nachdenken, was hätte passieren können. Tiere denken nicht hinterher noch. Wenn die Situation vorüber ist und nichts passiert, dann ist die Geschichte für sie erledigt. Jedenfalls sagt mir das mein persönlicher Tierverstand.

Ich glaube eher, Anni war nicht auf die eisige Kälte gefasst, die sie plötzlich überfiel, als sie so nass im Nordwind stand. Sie wusste nicht, wie man dieser Situation entkommen konnte; sie hatte keine Erklärung, warum sie sich plötzlich so schrecklich fühlte. Vielleicht hat sie geglaubt, sie müsste jetzt sterben.

Ihr Geschrei war jedenfalls danach!

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